Ein facettenreiches Heimspiel für den Kirchenmusikverein

KKMV Fehlheim beendet seine Jubiläumstour mit einem Auftritt in der heimischen Pfarrkirche

Bergsträßer Anzeiger vom 22.11.2022, von Thomas Tritsch

Fehlheim. Es war ein besonders klangvolles Jahr für den Kirchenmusikverein Fehlheim (KKMV), der anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums eine Konzertreihe organisiert hatte. Am Samstag ging die Jubiläumstour auf die Zielgerade.

Nach den beiden großen Konzerten im Mai im Staatspark Fürstenlager in Auerbach und zum Winzerfest gemeinsam mit der Amersham Band im Parktheater fand das letzte Konzert der Tour zu Hause in der Pfarrkirche Sankt Bartholomäus statt. Dort, wo die Biografie des KKMV ihren Anfang nahm: Pfarrer Bernhard Nikolaus Hitzel hatte den Verein 1972 mit begeisterten Musikern aus der Taufe gehoben. Im gut besuchten Gotteshaus begrüßte Vorsitzender Harald Friedrich zahlreiche Zuhörer und Ehrengäste, die ein gewohnt facettenreiches und technisch blitzsauberes Klangerlebnis genossen. Das Ensemble unter der Leitung von Ralph Dinu-Biringer servierte eine gelungene Mischung aus traditioneller und sinfonischer Blasmusik. Als Ouvertüre hatte der KKMV die „Blue Ridge Saga“ mitgebracht, eine Komposition von James Swearingen, die die Schönheit und Geschichte des gleichnamigen Gebirges in North Carolina sehr bildhaft beschreibt.

DEN ABSCHLUSS DER JUBILÄUMSKONZERT-TOUR DES KKMV FEHLHEIM MARKIERTE EIN AUFTRITT IN DER PFARRKIRCHE IN FEHLHEIM. BILD: THOMAS ZELINGER

Harmonisch und tonsicher

Die Komposition „Two Movements” (Zwei Sätze) von Kees Vlak ist ein musikalisch überaus kontrastreiches Stück, bei dem der erste Satz „Song of Happiness“ in melodiöser Pracht und Helligkeit erscheint und dann mit „Temptation“ einen wirkungsvollen Gegensatz mit schnellen und kraftvollen Passagen folgen lässt. Das Orchester hat die innere Dynamik der Komposition souverän und gefühlvoll bewältigt und überaus harmonisch und tonsicher bis ins dynamische Finale geführt. Wie schon zuletzt im Parktheater glänzte Bianca Ritzert als Sängerin von „Gabriella’s Song“ aus dem schwedischen Drama „As it is in Heaven“: ein starkes Solo, mit dem der erste Teil des Abends sehr emotional ausgeklungen ist. Moderiert wurde das Programm von Anja Gruber. Doch auch die geistliche Sparte kam am Samstag nicht zu kurz. „Ich bete an die Macht der Liebe“ ist ursprünglich die vierte Strophe des geistlichen Lieds „Für dich sei ganz mein Herz und Leben“ aus dem Jahr 1750. Die Melodie stammt von einem ukrainischen Komponisten, das Abendgebet wurde nach russischem Vorbild ins militärische Abendritual des Zapfenstreichs eingefügt. Dass geistliche Lied wird auch beim Großen Zapfenstreich der Bundeswehr gespielt.

„Von guten Mächten“

Im Gestapo-Gefängnis hat der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer im Dezember 1944 eines der bekanntesten religiösen Lieder des 20. Jahrhunderts geschrieben. Die Verse aus „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ drücken Zuversicht und Vertrauen aus. Vor 63 Jahren wurde es erstmals vertont, bis heute haben mehr als 70 Komponisten die Zeilen in Klang gegossen, bei dem es sich um Bonhoeffers letzten erhaltenen theologischer Text vor seiner Ermordung am 9. April 1945 handelt. Der Katholische Kirchenmusikverein hat diesen stillen Schrei aus Schmerz und Hoffnung sehr einfühlsam und berührend interpretiert. Ein wuchtiger Kontrast zu Peter Leitners zeitgenössischem Blasmusik-Schlager „My Dream“, doch ist es nicht zuletzt das vielfältige Repertoire und die musikalische Barrierefreiheit des Fehlheimer Orchesters, das seine konzertante Präsenz so kurzweilig und farbenfroh macht. Ein gelungenes Heimspiel, das vom Publikum mit viel Applaus kommentiert wurde. tr